Behandlung

Behandlung eines BChE Mangels

Leider muss ich gleich von Anfang an enttäuschen, das Butyrylcholinesterase Enzym (BChE) gibt es noch nicht zur Einnahme. Studien aus den Jahren 2003 und 2015 berichten darüber, dass das Enzym, dass bisher nur teuer und aufwendig aus Blutplasma gewonnen werden konnte, mithilfe von Mäuseenzyme günstig hergestellt werden konnte. Die Studie von 2015 besagt, dass das Medikament in der Phase I bereits positiv an Menschen getestet wurde. Es soll für die Behandlung von Nervengasvergiftungen und Kokainabhängigkeit eingesetzt werden, aber auch Langzeitbehandlung sind möglich. Eine Spritze erhöht das Enzym bis zu einem 1 Jahr. 1,2,3

Ein großer Dank an die Wissenschaftler*innen und die Hoffnung, dass das Enzym bald auch bei Betroffenen mit BChE Mangel eingesetzt werden könnte.

Nervengas und Demenz

Die Cholinesterasen werden in Richtung Giftgasangriffe und Demenz bzw. Alzheimer beforscht.

Wobei es bei Nervengasangriffen darum geht BChE zu erhöhen um die Acetylcholinesterase (AChE) zu schützen und bei der Demenzforschung darum, die Acetylcholinesterase (AChE) zu verringern, damit diese nicht zuviel Acetylcholin (ACh) abbaut. Acetylcholin ist im Gehirn notwendig für die Merkfähigkeit und Nervreizweiterleitung.

Bei Nervengas entsteht ein Dauerreiz, dieser führt zu Krämpfen, Verkrampfungen der Muskulatur, Muskelzuckungen, die vielleicht wie Epilepsie aussehen und unter Umständen zu Atemstillstand oder Herzstillstand führen können (Symptome).

Der Fall Nawalny war vor einiger Zeit in der Presse. Der russische Kremlkritiker wurde mit einem Nervengas vergiftet. Seine Acetylcholinesterase wurde gehemmt, dies führt normalerweise zum Tod. Er wurde sofort mit Gegenmitteln und Blutplasma behandelt.

In Akutfällen wird bei Nervengasangriffen oder Vergiftungen mit Organophosphaten und Carbamaten (Pestiziden, Insektizide etc.) innerhalb von 24 Stunden als Gegenmittel Atropin eingesetzt. Bei Vergiftungen mit Atropin kommt meist Physostigmin oder Neostigmin zum Einsatz, das ist abhängig davon, welches Gift eingesetzt wurde (siehe Gifte). 4,5

Hier hilft nur abwarten und beatmen und Vitamine und Mineralstoffe ausgleichen.

Die Acetylcholinesterase (AChE) erneuert sich nach 90 Tagen, die Butyrylcholinesterase (BChE) regeneriert sich nach 40 Tagen.

In akuten Situationen immer den Notarzt rufen 112!

Die Menge an verschiedenen Stoffen, die die Cholinesterasen hemmen und die verschiedenen Arten wie diese Hemmung erfolgt, wie Blockade der Rezeptoren oder Hemmung der Cholinesterasen durch die verschiedensten Gifte, macht die Behandlung immer schwierig.

Unter den Menüpunkten Symptome, Gifte und Gegengifte, BChE Mangel, Nachtschatten und Nahrungsmittelunverträglichkeiten sind weitere Informationen zu finden.

Behandlung von Vergiftungen mit Cholinesterase Inhibitoren

Falls man sich akut mit Cholinesterase Hemmern vergiftet hat, hilft

  • Gegengift abhängig von der Vergiftung (siehe unten und Gifte und Gegengifte)
  • Vitamin C als Ascorbinsäure hochdosiert 5.000-25.000 mg über den Tag verteilt, damit der Körper es auch aufnehmen kann. Bei so hoher Dosierung oder Infusionen sollte vorher ein G6PD Mangel ausgeschlossen sein. (siehe auch Vitamin C)
  • Notausleitung mit überdosiertem Vitamin C oder Magnesium bis zum Durchfall, da dadurch weniger aufgenommen wird.
  • Aktivkohle zur Bindung der Toxine, Aktivkohle von Sunday ist aus Buche und wird gut vertragen, Kohlepulvi aus der Apotheke als Pulver wird ebenfalls vertragen, Kohlekompretten enthalten evt. unverträgliche Zusatzstoffe, Achtung Aktivkohle aus Kokos wird oft nicht vertragen
  • Magnesium verdrängt manche Stoffe, die die anticholinergen Rezeptoren besetzen wie zum Beispiel Zink, (MgChlorid und MgSulfat wurden dazu speziell beforscht)
  • Elektrolyte zuführen – möglicher Kaliummangel durch zu langer Öffnung der Rezeptoren!!! Histameany arbeitet an einem verträglichen Elektrolyte, leider enthalten alle anderen Aromen.
    Elektrolyte selbst herstellen: 4 Teelöffel Zucker, Traubenzucker/Saccharose wird im Körper in Glucose und Fructose gespalten, ¾ Teelöffel Salz (Kochsalz = Natriumchlorid), 2 Bananen dazu essen (enthält Kalium) oder Kalium als Nahrungsergänzungsmittel (Vorsicht nicht überdosieren), Vitamin C, alles in 1 Liter Wasser lösen (außer Bananen) und trinken
  • viel klares Wasser trinken
  • B Vitamine – B12 hilft Enzyme aufzubauen und die Nerven bzw. die Myelinscheiden (Ummantelung der Nerven) wiederherzustellen (siehe Vitamine)
  • Entspannung (Vagusnerv, Yoga, Entspannungsmusik)
  • Entgiftung – Unterstützung der Entgiftungsphasen

siehe auch:
Symptome anticholinerges und akut cholinerges Syndrom
Gifte und Gegengifte

ACHTUNG IM NOTFALL UNBEDINGT IMMER INS KRANKENHAUS MIT DEM HINWEIS BChE/Cholinesterase Mangel, anticholinerges Syndrom oder akut cholinerges Syndrom!!! – Vorsicht mit der Behandlung von Cholinesterase Inhibitoren

Gegenmittel

Unter Gifte und Gegengifte werden einige Gifte beschrieben und mögliche Gegenmittel, die eingesetzt werden können. Hier ein kurzer Überblick:

  • Nervengase, Organophosphate (Pestizide …) – Gegenmittel Atropin (Tollkirsche)
  • Atropin (Tollkirsche) eingesetzt bei Narkosen – Gegengift Physostigmin (Kalabarbohne) oder Neostigmin (synthetisch) (nicht hirngängig)
  • Physostigmin (Kalabarbohne) – Gegenmittel Atropin (Tollkirsche)
  • Curare (Pfeilgift aus Lianen) eingesetzt bei Narkosen – Gegenmittel Neostigmin (synthetisch)
  • Neostigmin (synthetisch) als Gegengift bei Vergiftungen gegen Curare und Procuron oder gegen Schlangengift

In akuten Phasen sollte man Ruhe bewahren. Jedes Nahrungsmittel oder Medikament hat eine bestimmte Zeit, bis es abgebaut wird. Bei Atemnot SOFORT ins Krankenhaus!

Durch die Hemmung der Cholinesterasen treten oft Ängste auf. Möglicherweise hat man das Gefühl, dass man bewusst atmen muss und die Atmung kein normaler Automatismus mehr ist, es können Muskelkrämpfe, Halluzinationen, Aggression und weitere Symptome auftreten. Ein BChE Mangel wird neben Ängsten auch mit Posttraumatischen Störungen und Depressionen in Verbindung gebracht (siehe Krankheiten).

Notfallpass

Man sollte einen Notfallpass mit einer Eintragung zum BChE Mangel und den möglichen Betäubungsmitteln und Medikamenten und/oder einen Allergiepass und Notfallmedikamente mit sich führen. Gerade bei akuten Verletzungen oder Unfällen ist es für die behandelnden Ärzte wichtig zu wissen, dass man auf Betäubungsmittel auf Esterbasis und evt. Schmerzmittel mit Salicylsäure reagiert.

Eine Positivliste mit möglichen Betäubungsmitteln bei einem BChE Mangel sind unter Arten von Betäubungsmittel zu finden, diese können auch in einer Notfall App notiert werden.

Sollten im Notfall trotzdem unverträgliche Muskelrelaxantien verwendet werden, muss auf eine längere Beatmung geachtet werden!

Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Mit einem BChE Mangel kann zu viel Acetylcholin im Körper vorhanden sein, das bedeutet einen Dauerreiz in der Muskulatur. Zu viel Acetylcholin bringt die Mastzellen zum Ausstoß von Histamin und anderen Mediatoren.

Antihistaminika

Gegen die Histaminsymptomatik denkt man, es könnte sicher Antihistaminika helfen. Doch einige Antihistaminika der 1. Generation wirken selbst stark anticholinerg, das heißt diese würden die Symptome noch schlimmer machen. Antihistaminika der 2. Generation wirken nicht mehr so stark anticholinerg. Anticholinerge Medikamente verursachen anticholinerge oder akut cholinerge Symptome.

Betroffene beurteilen Antihistaminika als nicht hilfreich bei BChE Symptomen. Manche vertragen keine Antihistaminika, ob dies an der anticholinergen Wirkung oder an einem Problem beim Abbau durch CYP450 Genen liegt, kann ich nicht beurteilen (siehe Medikamente).

Hochdosiertes Antihistaminika intravenös lösen starke anticholinerge Symptome auslösen.

Manche Antihistaminika wirken Mastzellen stabilisierend, das bedeutet, dass sie die Mastzellen vor einer Degranulation schützen, was im Grunde genommen wieder ein Vorteil ist. Mit einem BChE Mangel ist oft zu viel Acetylcholin im Körper, was wiederum Mastzellen zur Degranulation führt (Symptome einer sekundären MCAS).

Sympathikus vs. Parasympathikus

Aufgrund des Dauerreizes steht der Körper unter Stress, der Sympathikus steht oft im Vordergrund und der Körper kann sich nicht entspannen. Hierbei helfen Atemübungen, Yoga, Meditation und mehr. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, das eine regelmäßige Meditation zur Minimierung von Stress führt. Der Parasympathikus kann auch durch Musik, Singen, Gurgeln, Kälte, Massagen und mehr angeregt werden.

Vagusnerv

Der Vagusnerv (Nervus Vagus) ist der zehnte Hirnnerv und ein Teil des parasympathischen Nervensystems.

Besonderen Einfluss hat er auf die unwillkürliche Steuerung der Motorik von Kehlkopf, Rachen und Speiseröhre. Des Weiteren vermittelt er die Geschmackempfindungen der Zunge oder Berührungsempfindungen im Rachenraum, im äußeren Gehörgang oder am Kehlkopf. Im Brust- und Bauchraum ist der Vagusnerv für die Vermittlung von Reflexen verantwortlich, wie Herz, Lunge, Luftröhre, Speiseröhre, im Brustraum und im Bauchraum regt er den Magen, die Bauchspeicheldrüse, Darm, Gallenblase, Leber und die Nieren an.
Beim akutem cholinergen Syndrom kommt es zu einer Überstimulierung der Organe, die der Vagusnerv (Parasympathikus) anregt. Bei einem anticholinergen Syndrom steht der Sympathikus im Vordergrund, man steht ständig unter Strom/Stress.

Bei Gefahrensituationen reagiert der Körper mit Aufmerksamkeit, Flucht, Kampf oder Angststarre. In solchen Situationen hatte man keine Zeit nochmal schnell zur Toilette zu gehen oder was zu essen, sondern entweder zu kämpfen, wegzulaufen oder vor Angst zu erstarren. Deshalb werden bestimmte Regionen im Körper in solchen Stresssituationen abgeriegelt, um mehr Kraft und Energie in den Armen, Beinen und dem Gehirn zu haben um schnell reagieren zu können.

Der Vagusnerv ist ein Teil des vegetativen Nervensystems. Bei einem anticholinergen Zustand ist der Körper ständig im Kampf- und Fluchtmodus. Eine Anregung des Parasympathikus bzw. des Vagusnervs kann helfen, diesen Reiz zu vermindern. Mir helfen Übungen aus dem Buch „Neuronale Heilung“ von Lars Lienhard. Über weitere Übungen und Methoden werde ich bald hier berichten.

BChE spielt eine Rolle im cholinergen, entzündungshemmenden System. Dabei handelt es sich um ein einseitiges System, mit dem das Gehirn über den Vagusnerv die Immunreaktion signalisieren und steuern kann. Makrophagen haben Acetylcholinrezeptoren auf ihrer Oberfläche, und Acetylcholin kann dann einen Teil der Immunreaktion auslösen. AChE und BChE können die Immunaktivierung abschalten, wenn sie nicht mehr benötigt wird. AChE und BChE inaktivieren Acetylcholin, das vom Vagusnerv freigesetzt wurde und auf einen Makrophagen einwirkt.

Entgiftung

Mit einem BChE Mangel ist man eingeschränkt mit typischen Entgiftungsmitteln wie Algen oder pflanzliche Mittel.

Die Leber ist das Entgiftungsorgan Nr. 1 in unserem Körper. Wir können die Leber nicht entgiften, sondern nur bei der Entgiftung unterstützen, damit sie ihren Job gut machen kann. Das fängt mit ganz einfachen Sachen an. Schmerzmittel und Medikamente nur wenn irgendwie nötig, weniger Fruchtzucker, kein Alkohol und Fruchtsäfte.

Natürliche Entgiftungsmöglichkeiten

  • Trinken
  • Schwitzen
  • Sauna (danach mit Fett eincremen, um die fettlöslichen Toxine auszuleiten)
  • Bewegung
  • Sport
  • Bäder basisch oder Meersalz
  • Fußbäder basisch, nicht über 38 Grad, alle 15 Minuten die Füße abbürsten, die Säure lagert sich an der Fußsohle an. Die Osmose beginnt erst nach 45 Minuten, deshalb genug Zeit einplanen oder nachschwitzen.
  • Sheasocken, Füße dick mit Sheabutter ohne Duftstoffe aus dem Reformhaus eincremen, hellen Socken darüber und nach 30 Minuten, Creme abmachen
  • Leberwickel, feuchtes Tuch auf Leber mit Handtuch
  • Nach Baden ins Bett und nachschwitzen
  • Infrarot(Kabine, Lampe, Geräte)
  • Kneippkuren, kalt abduschen im Nacken und Brustbereich, regt die Mitochondrien an
  • Essen ausreichend kauen und einspeicheln
  • Aktivkohle zum Binden von Toxinen (manche sind aus Kokosnussschalen, verträgt nicht jeder, bei mir geht Buchenholz Aktivkohle von Sunday, oder Kohlepulvis aus der Apotheken ohne Zusatzstoffe, in den Kohle Compretten sind oft unnötige Zusatzstoffe enthalten)
  • Silizium wirkt ähnlich wie Zeolith/Bentonit/Trinkmoor, Huminsäure gehen bei Nickelallergie nicht
  • Öl ziehen, Vorsicht bei Metallen im Mund, ich vertrage BioRapsöl für Babynahrung mit der Omega-3-Fettsäure alpha-Linolensäure.
  • Lymphdrainage mit Trockenbürste 3-4 x pro Woche selbst durchführen, Anleitung YouTube.

Nahrungsergänzungsmittel die hilfreich bei der Entgiftung sind:

  • Folsäure in Form von Methylfolat, Folsäure ist schlecht und blockiert, deshalb besser die aktive Form als Folat nehmen, manche vertragen aufgrund der Genetik kein Folat
  • Magnesium
  • Vitamin C
  • Vitamin E
  • Vitamin D
  • Omega3 bindet an Toxine, kann bei Meulengracht ein Problem sein, weil es die Galle anregt.
  • VORSICHT mit Selen, es bindet fest an Quecksilber was gut ist, aber Selen kann möglicherweise, wie andere Metalle (außer Magnesium) die Cholinesterasen hemmen.

Ich hatte einen Mangel und hatte Selentropfen von Sinoplasan vertragen. Selenmethionin (Sunday, PURE) wird am besten aufgenommen, Natriumselenit (Tropfenform Sinoplasan) ist auch in Ordnung. Selen und Vitamin C nicht gemeinsam nehmen, deren Wirkung hebt sich gegenseitig auf.

Kräutertees, Mariendistel, Artischocken, Löwenzahn, Chlorella und Co wirken alle anticholinerg und mit BCHE Mangel nicht immer gut vertragen.

Grundsätzlich sollte es keine Erstverschlechterung bei Entgiftungen geben, evt. funktioniert dann eine der genetischen Entgiftungsphasen schlecht. Diese kann man nur durch einen Diagnose feststellen.

Weitere Informationen zu den genetischen Entgiftungsphasen und Genen folgen.


Symptome

Mögliche Betäubungsmittel

Gifte und Gegengifte

Literatur

1 Oksana Lockridge. Pharmacology & Therapeutics, Volume 148, April 2015, Pages 34-46. Review of human butyrylcholinesterase structure, function, genetic variants, history of use in the clinic, and potential therapeutic uses.  https://doi.org/10.1016/j.pharmthera.2014.11.011

2 Ilyushina, D. G. et al. (2013): Chemical polysialylation of human recombinant butyrylcholinesterase delivers a long-acting bioscavenger for nerve agents in vivo. In: PNAS, (online 7. Januar 2013), https://doi.org/10.1073/pnas.1211118110.

3 Insektizide: Vergiftungen effektiv behandeln. Redaktion Pflanzenforschung.de,
https://www.pflanzenforschung.de/de/pflanzenwissen/journal/insektizide-vergiftungen-effektiv-behandeln-2182

4 Thomas Müller, 25.08.2021. Ärztezeitung, Insektizide, Kampfstoffe und Arzneien, Cholinesterasehemmer – ihre Rolle im Fall Nawalny, https://www.aerztezeitung.de/Panorama/Cholinesterasehemmer-ihre-Rolle-im-Fall-Nawalny-412283.html

5 Deutsche Apothekerzeitung, 25.08.2020. Potenzielle Vergiftung Nawalnys: Was machen Cholinesterasehemmer? https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2020/08/25/was-machen-cholinesterasehemmer/chapter:1

6 BChE – Pesticides, Parkinson’s, and Potatoes, May 8, 2019 by Debbie Moon, Geneticlifehacks, https://www.geneticlifehacks.com/bche-nightshade-sensitivity-anesthesia-risk-and-more/ Accessed April 22, 2022