Nachtschatten

Warum vertrage ich keine Kartoffeln?

Wie bereits unter Nahrungsmittel erwähnt, kann eine Unverträglichkeit gegenüber Kartoffeln viele Ursachen haben, neben einer IgE vermittelten Sofortallergie, einem Latex-Frucht-Syndrom (Latexallergie), der Vergiftung durch Pestizide oder Insektizide, könnte es auch an einer tatsächlichen Solaninvergiftung oder einem genetisch bedingten BChE Mangel liegen. Informationen zu den Differentialdiagnosen sind unter Nahrungsmittel zu finden.

Mit einem BChE Mangel können Pflanzengifte (Alkaloide), die Pflanzen gegen ihre Fraßfeinde, zur Abwehr von Schädlingen und Krankheitserregern einsetzen, schlecht abgebaut werden.

Die Solanum-Alkaloide in Nachtschattengewächsen (Solanum) sind eine Untergruppe von Alkaloiden welche in Kartoffeln, Tomaten, im bittersüßen und im schwarzen Nachtschatten zu finden sind. Sie gehören zur Gruppe der Saponine (Seife), das sind sekundäre Pflanzenstoffe, das sind Glycoside von Steroiden (Steroidalkaloide), es ist nur eines von vielen Glycoalkaloiden in Lebensmitteln. Kartoffeln enthalten 20 verschiedene Alkalaoide.

Eine Differenzierung der Alkaloide ist wichtig, da sie sich hinsichtlich ihrer toxikologischen Eigenschaften unterscheiden. Viele Alkaloide werden als Medikamente, Drogen oder Suchtmittel eingesetzt wie Tabak, Heroin, Cocain, Opium, die unter Gifte und Gegengifte genauer beschrieben werden.

Menschen mit einem BChE Mangel haben große Probleme mit Nachtschattengewächse und speziell mit Kartoffeln. Vergiftungen mit Solanin führen zu neurologischen und gastrointestinalen Symptomen (siehe unten).

Die Anbaubedingungen und Lagerbedingungen beeinflussen den Solaningehalt und damit auch die Toxizität, dies wird weiter unten beschrieben, aber auch die Genetik spielt eine große Rolle. Bestimmte genetische Veränderungen (Polymorphismen) können zur Sensitivität bzw. Intoleranz gegenüber Nachtschattengewächse und anderen Lebensmitteln, die die Cholinesterase hemmen, führen. Unter Genvarianten ist eine Zusammenstellung der Hauptvarianten des BChE Gens und weitere Gene zu finden. Der Zusammenhang zwischen den verschiedenen Genvarianten, Nachtschattengewächsen und der Sensitivität auf Betäubungsmittel beschreibt Debbie Moon auf ihrer Seite Genetic Lifehacks in Ihrem Artikel: „BCHE nightshades sensititivy anesthesia risk and more“ hervorragend. 5

In unserer heutigen westlichen bzw. mediterranen Ernährung wie Pizza, Pommes, Pasta sind Nachtschattengewächse nicht wegzudenken. Es ist nachgewiesen, dass genetische Veränderungen im BCHE Gen erst verstärkt auftreten, seit vermehrt Nachtschattengewächse gegessen werden. 14

Vorsicht mit Nachtschattengewächse (Solanaceae, Solanoideae)

Der Name Nachtschatten wird auf die Giftigkeit der Glykoalkaloide (Solanaceous Glycoalkaloide (SGAs), die in den Pflanzen enthalten sind, zurückgeführt, da diese zu Alpträumen = Nachtscha(d)tten führen. Nachtschattengewächse werden als Schmerz- und Beruhigungsmittel wie Atropin von der Tollkirsche eingesetzt unter Gifte und Gegengifte werden diese beschrieben.

Solanin ist eine giftige Substanz in Nachtschattengewächsen. Es ist ein Glycoalkaloid, dass die Cholinesterase (AChE und BChE) hemmt und aufgrund ihrer Fähigkeit Löcher in Zellwände (Membranen) zu verursachen ein potentieller Grund für Leaky gut (poke holes in cells) sein kann. 6 Nachtschattengewächse enthalten nicht nur Solanin, Kartoffeln enthalten neben Solanin und Chaconin noch sehr viele weitere Glycoalkaloide, Tomaten enthalten Tomatin.

Hier eine kleine Liste der bekanntesten Nachtschattengewächse, zu denen Nahrungspflanzen und Zierpflanzen gehören.

  • Kartoffeln
  • Tomaten
  • Paprika, Gewürz Paprika
  • Pfefferoni (Capsicum)
  • Chili (Capsaicin)
  • Auberginen, Melanzani
  • Goji Beeren, Lycium barbarum, Gemeiner Bocksdorn, Chinesische Wolfsbeere
  • Physalis alkekenghi (Blasenkirsche, Andenbeere, Lampionblume, Physalis alkekenghi, Physalis peruviana)
  • Tomatillo (Physalis philadelphica syn. ixocarpa)
  • Baumtomaten, Tamarillo (Cyphomandra)
  • Melonenbirne, Birnenmelone, Pepino (Solanum muricatum oder peppino)
  • Tabak (Nikotiana, Nicotianoideae), Virginischer Tabak (Nicotiana tabacum)
  • Tollkirsche (Atropa, Belladonna)
  • Ashwagandha, Schlafbeere, Winterkirsche, Indischer Ginseng (Withania somnifera
  • Engelstrompete (Brugmansia)
  • Stechapfel (Datura)
  • Bocksdorn (Lycium, Gewöhnlicher Bocksdorn, Gemeiner Teufelszwirn)
  • Giftbeere (Nicandra)
  • Bilsenkraut (Hyoscamus)
  • Mandragora, Alraunen
  • Tollkraut (Scopolia)
  • Trompetenblume (Salpiglossis sinuata, Cestroideae)
  • Goetzeoideae
  • Petunie (Petunioideae)
  • Spaltblumen (Schizanthus, Schizanthoideae)
  • Schwenckioideae
  • Schwarzer Nachtschatten (Solanum melanocerasum)
  • Duboisia
  • u.v.m.

Solaningehalt

Solaningehalte schwanken je nach Sorte und Reifegrad von Kartoffeln. Blätter, Stängel und Blüten sowie unreife, grüne Früchte, Keimstellen (Augen) der Pflanzen enthalten sehr hohe Mengen. Solanin ist heute nur noch in geringeren Mengen in Kartoffeln enthalten, da die Konzentration in Zuchtgemüse verringert wurde. 7
Trotzdem reichen diese Mengen aus, um starke Symptome bei Menschen mit BChE Mangel, hervorzurufen.

Diese Informationen bezüglich dem Verzehr von Kartoffeln betreffen alle Verbraucher und nicht nur Menschen mit einem BChE Mangel, die Nachtschattengewächse aufgrund der auftretenden Symptome sowieso meiden sollten.

Der Solaningehalt erhöht sich unter folgenden Umständen.

  • Bei Kartoffeln, die dem Licht ausgesetzt sind, grüne Stellen, steigt der Solaningehalt. Durch schälen und entfernen der Augen und grünen Stellen von Kartoffeln kann der Solaningehalt reduziert werden.
  • Ausgetriebene Kartoffeln (Augen) sollen nicht mehr verwendet werden, genauso wenig wie die Schalen. Alte, eingetrocknete oder keimende Kartoffeln sowie Kartoffeln mit mehreren grünen Stellen sowie Snacks aus Kartoffelschalen sind laut Bundesinstitut für Risikobewertung für den Verzehr nicht geeignet. Insbesondere kleine Kinder sollten keine ungeschälten Kartoffeln essen.
  • Beim Schälen oder bei mechanisch verletzten Kartoffeln steigt der Solaningehalt und
  • wenn diese bei zu warmen Temperaturen gelagert werden.
  • Kartoffelgerichte mit bitterem Geschmack sollten nicht verzehrt werden. Ab einem Glykoalkaloidgehalt von etwa 140 bis 220 mg pro kg Frischmasse sind beim Verzehr von Kartoffeln ein bitterer Geschmack sowie ein brennendes Gefühl im Mund wahrnehmbar (Barceloux 2009, Hellenas et al. 1992).
  • Neuere Sorten und weißfleischige Kartoffeln werden zumeist mit einer Histaminintoleranz bzw. einer Salicylatintoleranz besser vertragen.
  • Der Gehalt von Solanin (Glykoalkaloide) in der Schale, unterhalb der Schale und an den Keimstellen am höchsten (Distl 2007; Weiss 2007).
  • Kleine Kartoffeln sollen dabei höhere Glykoalkaloidkonzentrationen aufweisen als größere. (Distl 2007; Weiss 2007).
  • Der Alkaloidgehalt in Tomaten sinkt, je höher der Reifegrad ist, grüne Tomaten sollen gemieden werden.
  • Kochen, frittieren und braten unter 270 Grad Celsius reduziert NICHT den Solaningehalt.
  • Kochwasser sollte immer weggeleert werden, darin sammelt sich bis zu 10 % Solanin. Durch Frittieren von Kartoffeln nimmt die Konzentration, durch Übergabe von Solanin in das Frittierfett, stark ab. Deshalb sollte man vorsichtig beim Essen von Frittierten sein, da Solanin zurück in die nachfolgenden frittierten Lebensmittel übergehen kann (FastFood). 7,8,17

Die aktuellsten Daten für Deutschland liegen vom BVL aus dem Lebensmittelmonitoring von 2005 vor, in dem 222 Kartoffelproben untersucht wurden. 92 % der Proben hatten einen Glykoalkaloidgehalt von unter 100 mg, eine Probe wies mit 271 mg den Höchstwert auf, der Mittelwert lag bei 47,7 mg pro kg (Barceloux 2009; Distl 2007; Ruprich et al. 2009; WHO 1994). 17

Basierend auf den vorliegenden Humandaten der WHO sind Dosen von 3 bis 6 mg Glykoalkaloide pro kg Körpergewicht als tödliche Dosis für den Menschen an. Dosen von über 1 bis 3 mg pro kg Körpergewicht werden als toxisch angesehen. Kinder sind dabei möglicherweise empfindlicher als Erwachsene. Insgesamt kam die WHO zum Schluss, dass trotz der langen Geschichte eines Konsums von glykoalkaloidhaltigen Lebensmitteln die vorhandenen epidemiologischen und experimentellen Daten an Mensch und Tier derzeit nicht ausreichen, um eine sichere Aufnahmemenge zu bestimmen. 17

Bei einer durchschnittlichen Portion von ca. 350 g Kartoffeln und einem Glykoalkaloidgehalt von 200 mg könnten insbesondere bei empfindlichen Personen nach Verzehr bei belasteten Kartoffeln bereits akut-toxische Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Nach dem gegenwärtigen Kenntnisstand ist damit eine Dosis von 1 mg pro kg Körpergewicht am Tag für das Auftreten von akuten Wirkungen beim Menschen auf. Durch die Anwendung eines Sicherheitsfaktors von 2 soll daher auf einen NOAEL (No observed adverse effect level) von 0,5 mg pro kg Körpergewicht und Tag extrapoliert werden. Die Anwendung des Faktors 2 soll eine akut toxische Wirkung auch bei empfindlichen Personen möglichst ausschließen. 17

Beim Verzehr einer üblichen Portionsgröße von ca. 350 g Kartoffeln wird bereits ein Glykoalkaloidgehalt von 200 mg pro kg Frischgewicht (1 mg Glykoalkaloide pro kg Körpergewicht) erreicht.

Ab wann sind Kartoffeln für „normale“ Menschen giftig?

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat die verfügbaren Daten toxikologisch bewertet und auf dieser Grundlage abgeschätzt, ab welchem Glykoalkaloidgehalt von Kartoffeln gesundheitliche Beeinträchtigungen möglich sein könnten. Dabei wurde auf Basis der gegenwärtig verfügbaren Daten ein NOAEL (No Observed Adverse Effect Level: höchste Dosis, bei der keine unerwünschten gesundheitlichen Wirkungen beobachtet werden) von 0,5 mg pro kg Körpergewicht und Tag abgeleitet. Um diese Dosis nicht zu überschreiten, sollte der Glykoalkaloidgehalt von Speisekartoffeln bei unter 100 mg pro kg Frischgewicht liegen. Damit werden auch besonders empfindliche Bevölkerungsgruppen berücksichtigt. Das BfR empfiehlt, entsprechende Untersuchungen zum Glykoalkaloidgehalt in Kartoffeln durchzuführen. Die aufgenommene Glykoalkaloidmenge sollte unter 0,5 mg pro kg Körpergewicht und Tag liegen, damit ein Sicherheitsabstand (Margin of Safety, MOS) von mehr als 1 zum NOAEL besteht.

Wie gefährlich sind Kartoffeln?

Es wurde untersucht, dass der Verzehr von Nachtschattengewächsen cholinerge Symptome auslösen kann, sie ähneln Solaninvergiftungen. 14
Betroffene haben Symptome wie Gelenks- und Muskelschmerzen (rheumaähnlich), speziell eine Steifheit im Nackenbereich, Muskelkrämpfe, Atemprobleme, Durchfälle, Gänsehaut, Ameisenlaufen, Urtikaria, Kopfschmerzen bis hin zur Migräne und mehr. Manche Betroffene haben bereits Probleme mit Spuren von Kartoffeln zum Beispiel auf Türklinken oder bekommen Symptome durch den Geruch von Kartoffeln durch kochen oder frittieren. Durch die Krämpfe der Muskulatur werden manchmal Wirbeln aus Ihrer Position gezogen. Dadurch entstehen weitere Probleme. Viele gehen deshalb regelmäßig zur Osteopathie, Chiropraktik und Akupunktur.

Insbesondere in vitro-Untersuchungen weisen auf eine Hemmung der Acetylcholinesterase durch Solanin und Chaconin hin. Die neurologischen Störungen, die nach Verzehr einer hohen Menge an Glykoalkaloiden auftreten, sind vermutlich durch diesen Effekt erklärbar (siehe auch Symptome) 17

Symptome bei Solaninvergiftung

  • Benommenheit
  • Berührungsüberempfindlichkeit, Gefühlsstörungen
  • erschwerte Atemtätigkeit (Dyspnoe)
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Brennen und Kratzen im Hals
  • Magenkrämpfe
  • Brennen im Hals
  • Darmentzündungen
  • Nierenentzündungen mit blutigem Harn
  • Gliederschmerzen
  • Fieber
  • erweiterte Pupillen
  • Nierenreizungen
  • Durchfall
  • in schlimmen Fällen sogar die Auflösung der roten Blutkörperchen
  • Herzrhythmusstörungen
  • Störungen der Kreislauf- und Atemtätigkeit
  • Schädigungen des zentralen Nervensystems wie Krämpfe und Lähmungen
  • in schweren Fällen tödlich 12

Laut WHO (1994) können Symptome innerhalb weniger Minuten oder bis zu 2 Tage nach Verzehr belasteter Kartoffeln auftreten.

Warum sind Nachtschattengewächse für Menschen mit BChE Mangel unverträglich?

Glykoalkaloide hemmen in vivo und in vitro die Acetylcholinesterase und Butyrylcholinesterase reversibel und kompetitiv. Durch die Hemmung der beiden Enzyme entsteht ein Überschuss an Acetylcholin, der zu den Symptomen einer Vergiftung mit Glykoalkaloiden und zu neurologischen Störungen beitragen kann.

Untersuchungen des menschlichen Serums ergaben, dass die Menge zehnmal niedriger ist, um die gleiche Hemmung zu bewirken als bei Laboruntersuchungen. Laut WHO (1994) reagieren Menschen im Vergleich zu Untersuchungen an Nagetieren empfindlicher auf Glykoalkaloide. Das bedeutet, dass Menschen stärker reagieren als in Labor- oder Tierversuchen angenommen. 14-17

Menschen mit BChE Mangel reagieren bereits bei viel geringeren Giftmengen! Solanin ist ein Substrat von BChE. Bei einem BChE Mangel stehen nicht genügend oder nicht funktionstüchtige BChE Enzyme zum Abbau zur Verfügung. Gleichzeitig werden die Cholinesterasen durch Glykoalkaloide gehemmt.

Glykoalkaloide in Kartoffeln führen zu Leaky Gut

Glykoalkaloide bilden stabile Komplexe mit Cholesterol in der Zellmembran, durch diese Komplexbildung kommt es zur Zerstörung der Struktur der Zellmembran und zum Verlust der Membranintegrität. Zudem werden Transportmechanismen gehemmt, das Membranpotential verändert und die Durchlässigkeit der Membran erhöht. Diese Wirkung ist für die Zellschädigung im Gastrointestinaltrakt verantwortlich (Leaky Gut). Nach oraler Aufnahme von Glykoalkaloiden beeinträchtigen diese Effekte die Schleimhaut des Magen-Darm-Trakts und verursachen Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Bei höherer Zufuhr führen Glykoalkaloide durch Schädigung der Erythrozytenmembran zur Hämolyse (Auflösung roter Blutkörperchen) und Schädigung weiterer Gewebe (Friedman et al. 1997; Weiss 2007). Bei hohen Dosen kann α-Tomatin mit Cholesterin und anderen Sterolen im Darmlumen einen nicht resorbierbaren Komplex bilden, der die Absorption von Cholesterin beeinträchtigen kann. Infolgedessen wurde der Cholesterinspiegel im Blut bei Nagetieren gesenkt.13,17

In Studien wurde nachgewiesen, dass Glykoalkaloide zu einem niedrigen Körpergewicht führen

Wie schnell werden Gifte in Kartoffeln abgebaut?

Die Verbindungen α-Solanin und α-Chaconin machen in der Kartoffelpflanze etwa 95 % der Glykoalkaloide
aus. Die Halbwertszeiten – die Zeitspanne, in der die Hälfte einer Substanz, die in den Körper aufgenommen wurde, abgebaut wurde – von Chaconin betragen zwischen 27 und 84 Stunden und von Solanin zwischen 5 und 42 Stunden. In der Studie von Hellenas et al. (1992) betrugen die Halbwertszeiten der beiden Verbindungen etwa 11 Stunden für Solanin und 19 Stunden für Chaconin. Nach etwa 4 Stunden stieg die Serumkonzentration des Aglykons Solanidin an und fiel über insgesamt 25 Stunden nach Verzehr nicht wieder ab. Spitzenkonzentrationen im Serum fanden sich wie bei Mensinga et al. (2005) beschrieben nach etwa 5 bzw. 6 Stunden entsprechend für Solanin und Chaconin.
Somit könnte ein täglicher Verzehr von Kartoffeln und Kartoffelprodukten zu einer Anhäufung von Glykoalkaloiden führen. 17

Betroffene berichten, dass Sie nach ca. 1 Woche nachschattenfrei bereits Besserung von Symptomen verspüren. Um festzustellen, ob man Probleme mit Nachtschattengewächsen hat wird geraten circa 4 Wochen jegliche Form von Nachtschattengewächsen zu meiden (siehe Frei von Nachtschatten). Wenn dann bei der langsamen Wiedereinführung bestimmter Lebensmittel (Abstand von einigen Tagen beachten) Probleme auftreten, kann man davon ausgehen, dass man mit diesem Lebensmittel Probleme hat. Das bedeutet aber nicht, dass man auf alle Nachtschatten gleich reagiert. Trotzdem meiden meines Wissens alle Betroffenen Nachtschattengewächse.

Wo sammeln sich Glykoalkaloide im Körper?

Tierstudien weisen auf eine intensive Gewebeverteilung der Glykoalkaloide in zahlreichen Geweben wie Milz, Niere, Leber, Fettgewebe, Herz und Gehirn hin. Glykoalkaloide werden über den Stuhl und in geringeren Mengen über den Urin ausgeschieden (Barceloux 2009).

Das Problem mit der Kartoffelstärke

Betroffene mit einem BChE Mangel haben oft verstärkt Probleme mit Kartoffelstärke. Die vorherrschende Form der Kohlenhydrate (CHO) in der Kartoffel ist Stärke. Ein kleiner, aber bedeutender Teil dieser Stärke ist resistent gegen die Verdauung durch Enzyme im Magen und Dünndarm, so dass sie den Dickdarm im Wesentlichen unversehrt erreicht.

Diskussion: Vermutlich ist die resistente Stärke mit ein Grund, warum Menschen mit einem BChE Mangel verstärkt Probleme mit Kartoffeln haben.

Nachtschattengewächse und Narkosen

Das Essen von Nachtschattengewächsen, auch einige Tage vor einer Narkose, kann die Wirksamkeit von Anästhetika verlängern. Das cholinerge Syndrom tritt bei niedrigeren Mengen von Nachtschattengewächsen auf, als die, die für die Beeinflussung von Narkosen notwendig sind. 14

Nachtschatten und Alpträume

Wie bereits oben erwähnt ist der Name Nachtschatten auf die Giftigkeit der Glykoalkaloide (Solanaceous Glycoalkaloide (SGAs), zurückgeführt, da diese zu Alpträumen = Nachtscha(d)tten führen.

Einige Betroffene berichten darüber, dass sie nach versehentlichem Konsum von Nachtschattengewächsen, wenn auch nur in den geringsten Mengen, schlecht schlafen und träumen. Manche berichten über luizide Träume oder Alpträume.


Literatur

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